Energiewende im hohen Norden. Im Norden Schwedens entstehen Akku-Fabriken für Elektro-Autos, Wasserstoff-Stahlwerke und Bergwerke, die mit erneuerbaren Energie betrieben werden. Eine “grüne” industrielle Revolution kündigt sich an. Doch dieser “Fortschritt” bedeutet für die Samen: Das letzte indigene Volk Europas wird langsam aus seinem angestammten Gebiet am Nordpolarkreis verdrängt.
Schweden gehört zu den wenigen Ländern, die sich bis 2045 zur CO2-Neutralität verpflichtet haben. Um dieses Ziel zu erreichen, setzt die Regierung nicht auf Postwachstum, sondern auf eine neue industrielle Revolution.
Im Norden des Landes wurde massiv in neue Projekte investiert. Die hier errichteten Fabriken für Elektro-Akkus, Wasserstoff-Stahlwerke und Bergwerke, die mit erneuerbaren Energie betrieben werden, vereint eine möglichst geringe CO2-Bilanz.
Die unberührte Region ändert sich: In Skelleftea leben 30.000 Menschen. Der Ort wurde zum Standort der neuen Giga-Factory des schwedischen Akkuherstellers Northvolt. Auf einer entwaldeten Fläche von annähernd 300 Fußballfeldern produziert das Unternehmen mittlerweile seine Akkus. Bald werden hier jährlich eine Million Einheiten an die Autoindustrie geliefert werden. Und die Firma sucht händeringend nach Arbeitskräften.
Die 28-jährige Fatos Senel ist Ingenieurin. Sie stammt aus der Türkei und zog für die Arbeit in den hohen Norden Schwedens. Nachdem sie zunächst in einer Raffinerie gearbeitet hatte, zählte sie vor acht Monaten zu den ersten Arbeitskräften von Northvolt. Heute lebt die “Pionierin” in einem Fertighaus und wartet darauf, dass sich die Stadt weiterentwickelt – in einer Region, in der die Temperaturen auf bis -30° C fallen und für mehrere Wochen keine Sonne scheint. Sie ist der Überzeugung, dass ihre Arbeit dazu beitragen wird, “Erdöl Geschichte werden zu lassen”.
In den nächsten drei Jahren sollen mehr als 3.000 Menschen für Northvolt arbeiten. Die Kleinstadt Skelleftea sucht 10.000 neue Arbeitskräfte. Helena Renström ist verantwortlich für das Stadtmarketing. Sie muss tausende von Menschen und ihre Familien davon überzeugen, dass Skelleftea eine Stadt mit Zukunft ist.
Doch die Energiewende findet nicht nur Zustimmung: Die nördliche Tundra ist die Heimat der Samen. Seit rund 4.000 Jahren züchten sie in den Weiten des hohen Nordens ihre Rentiere.
Jorgen Stenberg ist Same und Viehzüchter. Seit zehn Jahren werden immer mehr Windkraftanlagen auf den Weideplätzen seiner Tiere gebaut. Er kämpft gegen die Industrieprojekte, die seinen Rentieren und der Natur schaden. Nach Jahrhunderten der erzwungenen Assimilation haben die Samen erst vor kurzem die ersten Reparationen von der schwedischen Regierung erhalten. Die “grüne industrielle Revolution” ist nun erneut eine Gefahr für ihre Kultur.
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