Deutsche Klimatagung 12.03.-14.03.2024 auf dem Telegrafenberg in Potsdam.
Das Jahr 2023 war das bisher heißeste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Änderungen im Wettergeschehen sind markant, weitreichend und treten immer häufiger auf. Anpassungsmaßnahmen und Klimaservices stehen nun im Fokus.
Neue Erkenntnisse aus der Forschung zum Klimawandel vertiefen unser Wissen beispielsweise zur veränderten Dynamik von Tiefdruckgebieten über dem Nordatlantik, zu den Starkniederschlägen mit verheerenden regionalen Auswirkungen oder zu den sich verstärkenden Hitzewellen, die eine ernsthafte Gefahr für die die Gesundheit der Menschen darstellen. Dieses Wissen ermöglicht verbesserte Wettervorhersagen und genauere Modellierungen des Klimas der Zukunft als Grundlage für notwendige Maßnahmen zur Klimaanpassung.
Frank Böttcher, Vorsitzender der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft:
Der Staatengemeinschaft ist es in den letzten 30 Jahren nicht gelungen, die Treibhausgaskonzentrationen zu senken oder auch nur den Anstieg zu stoppen. Wir sind jetzt in eine Phase eingetreten, in der das Klimasystem sich mit sehr viel mehr Dynamik verändert als bisher. Die Überschreitung der 1.5°C Grenze aus dem Pariser Abkommen ist in wenigen Jahren zu erwarten. Das erste Drittel dieser Erwärmung erfolgte in etwa 80 Jahren, das zweite Drittel in etwa 23 Jahren; für das letzte Drittel erwarten wir eine Zeitspanne von nur 12 Jahren. Vor diesem Hintergrund müssen wir uns in den nächsten Jahrzehnten, auf ganz erhebliche Veränderungen des Klimasystems einstellen.
Potsdam, 12. März 2024 – 100 führende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler beraten sich vom 12. bis 14. März auf der DKT 13 (der Deutschen Klimatagung) in Potsdam, auf dem Telegrafenberg, zu diesen dringenden und nahezu alle Bereiche des menschlichen Lebens betreffenden Zukunftsfragen.
Sturmtiefs können in Europa erhebliche Schäden verursachen – Modellsimulationen zeigen eine künftige Ausweitung der Starkwindzonen.
Es ist wichtig zu verstehen, wie die Klimaerwärmung unsere Tiefdruckgebiete beeinflussen wird. Nach Modellsimulationen wird sich die Intensität von Tiefdruckgebieten in der Zukunft wahrscheinlich nicht stark ändern. Jedoch könnten sich die von starken Winden betroffenen Regionen vergrößern – und damit auch deren Schadenspotenzial. Die dieser Tendenz zugrunde liegenden physikalischen Prozesse werden aktuell untersucht.
Rekordwarmer Nordatlantik – Grund zur Sorge? Ursachensuche.
2023 war das heißeste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen. Welches sind die Ursachen für die Rekordtemperaturen der Meeresoberflächen und der bodennahen Atmosphäre und inwieweit gibt der außergewöhnlich warme Nordatlantik Anlass zur Sorge? Hat der Ausbruch eines Vulkans damit etwas zu tun oder haben die niedrigeren Aerosolemissionen der globalen Handelsschifffahrt einen Einfluss? Welchen Beitrag leisten großräumige Ereignisse wie El Niño? Diese Fragen werden in mehreren Beiträgen diskutiert.
Hitzewellen der letzten Jahrzehnte hatten weltweit enorme gesundheitliche und finanzielle Auswirkungen – wird die Zukunft alles noch übertreffen?
Die Hitzewellen der letzten Jahrzehnte hatten erhebliche Auswirkungen auf die Gesellschaft. Müssen wir erwarten, dass zukünftige Hitzewellen das Bisherige noch weit übertreffen? Gemeinsam mit anderen Organisationen entwickelt der Deutsche Wetterdienst die Grundlagen für notwendige Maßnahmen zur Abmilderung der Folgen von zukünftigen Hitze- und Kältewellen sowie Starkregenereignissen.
Im Zuge des Klimawandels muss Deutschland auch in Zukunft mit verheerenden Starkregenereignissen rechnen.
Bundesweit einheitliche Gefahrenkarten sind in Arbeit und werden der gesamten Bevölkerung frei zur Verfügung stehen. Dazu werden mit hochaufgelösten Simulationen mögliche Überflutungsszenarien erstellt. Dadurch kann das Risikopotential besser eingeschätzt werden und Planung und Durchführung von Schutzmaßnahmen können unterstützt werden.
Wiedervernässung von Mooren als Kohlenstoffsenken.
Ein Langzeitversuch in Mecklenburg-Vorpommern quantifiziert die Zeiträume, innerhalb derer durch die Wiedervernässung von Mooren regionale klimatische Änderungen bewirkt werden können und untersucht, welchen Einfluss Extremereignisse, wie beispielsweise der Trockensommer 2018, haben.
KI in der Klimaforschung.
Das Potential von Methoden der künstlichen Intelligenz für die Klimaforschung wird in diversen Beiträgen aufgezeigt. Ein Beispiel ist die Vorhersage des El Niño-Phänomens, welches mit den Temperaturrekorden ab dem Sommer 2023 in Verbindung gebracht wird.
Hochaufgelöste Klimavorhersagen auf unterschiedlichen Zeitskalen als Basis für zukunftsweisende Entscheidungen.
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) veröffentlicht Vorhersagen für die nächsten Wochen, Monate und Jahre. Für die Erstellung qualitätsgeprüfter und räumlich hoch aufgelöster Datensätze werden Nutzer aus unterschiedlichen Sektoren eingebunden, um eine höchstmögliche Verständlichkeit und Anwendbarkeit für die Beratung in Klimafragen für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zu erzielen.
Ist das normal oder schon der Klimawandel?
Seitdem der Klimawandel in den öffentlichen Diskurs Einzug gehalten hat, wird im Zusammenhang mit Extremwetterereignissen in Deutschland und der Welt immer wieder dieselbe Frage gestellt. In den letzten zehn Jahren entwickelten Wissenschaftler daher Methoden, um die Auswirkungen des Klimawandels auf einzelne Extremwetterereignisse zu quantifizieren. Ergebnisse dieser Analysen werden in mehreren Beiträgen auf der DKT diskutiert.
Zu der Tagung eingeladen hat die Deutsche Meteorologische Gesellschaft (DMG), unterstützt durch das Deutsche Geoforschungszentrum (GFZ), das Alfred-Wegener-Institut Helmholz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI), das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), die Freie Universität Berlin und den Deutschen Wetterdienst (DWD).
Öffentliche Podiumsdiskussion am 12.03.2024 um 20 Uhr, Wissenschaftsetage Potsdam. Im Rahmen der 13. Deutschen Klimatagung findet am Dienstag, den 12.3.2024 um 20 Uhr in der Wissenschaftsetage Potsdam eine öffentliche Podiumsdiskussion statt. Zum Thema “Ein Planet, verschiedene Wahrnehmungen: Klimakrise und Kommunikation” diskutieren Stefan Rahmstorf (Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung), Sophie Haebel (Klimarat Potsdam), Katharina von Bronswijk (Psychologische Psychotherapeutin), Max Bürck-Gemassmer (Allianz Klimawandel und Gesundheit) und Kirsten Lange (Netzwerk Klimajournalismus). Es moderiert Gunther Tiersch vom Fachausschuss Klimakommunikation der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft.
Auf der Tagung wurden folgende Preise für besondere wissenschaftliche Arbeiten vergeben:
Die Reinhard-Süring-Plakette für hervorragende wissenschaftliche oder organisatorische Verdienste um die Ziele der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft. Preisträgerin: Gudrun Rosenhagen.
Der Klimapreis der Reinhard-Süring-Stiftung (RSS) für eine hervorragende Arbeit auf dem Gebiet der Klimaforschung. Preisträger: Fabian Mockert.
Autor © Deutsche Meteorologische Gesellschaft e.V.
Geschäftsstelle c/o Institut für Meteorologie/FU Berlin.
- Übersicht zu Toten durch Luftschadstoffe - 12. Februar 2025
- Wahlkampf ohne Klima? - 25. Januar 2025
- Klimaschutz Forderungen 2025 - 18. Januar 2025