Umweltkrisen gefährden die Gesundheit. Gleichzeitig bietet ein ökologisches Umsteuern viele Chancen, um gesündere Lebensbedingungen zu schaffen. Das ist die Kernbotschaft des Sondergutachtens, das der Umweltrat heute Umweltministerin Steffi Lemke und Gesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach in Berlin übergibt.
15 % der Todesfälle in Europa sind auf umweltbedingte Risiken zurückzuführen, schätzt die WHO. Gesundheitsgefährdungen entstehen beispielsweise durch Luftschadstoffe, Lärm, Chemikalien und die Ausbreitung von Antibiotikaresistenzen. Neue Belastungen, etwa durch Klimawandel und Biodiversitätsverlust, kommen hinzu.
„Manche dieser Probleme kennen wir seit vielen Jahren, die Politik sollte sie nun konsequent angehen“, sagt Prof. Claudia Hornberg, Vorsitzende des Umweltrats. „So muss der Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung stärker begrenzt werden, um das Risiko von Resistenzen zu mindern. Zudem sollte die Chemikalienregulierung möglichst auf inhärent sichere Chemikalien fokussieren.“
Nur wenn Bund, Länder und Kommunen Umwelt und Gesundheit konsequent zusammendenken, können gesunde Lebensbedingungen für alle geschaffen werden. Etablierte Instrumente wie Monitoring, Grenzwerte und Umweltprüfungen müssen hierzu an neue Herausforderungen angepasst werden. Dafür gibt das Gutachten zahlreiche Anregungen.
Handlungsbedarf gibt es auch bei der Stadtgestaltung: „Wir benötigen mehr Natur in den Städten, auch um die Wirkungen des Klimawandels abzufedern“, sagt Ratsmitglied Prof. Wolfgang Köck. „Sozial benachteiligte Quartiere sind häufig mehrfach belastet, insbesondere durch Lärm und Luftverschmutzung. Die Kommunen sollten diese Quartiere gezielt entlasten. Gesundheitsbezogener Umweltschutz in der städtischen Planung benötigt eine aktivere Mitwirkung der Gesundheitsämter und eine stärkere Beteiligung der Öffentlichkeit sowie finanzielle Unterstützung durch Bund und Länder.“
„Wie wichtig Natur für unsere Gesundheit ist, wird oft unterschätzt“, ergänzt Ratsmitglied Prof. Josef Settele. „Sie hilft Stress abzubauen, motiviert zur Bewegung und stärkt das Immunsystem, um nur einige Beispiele zu nennen. Um all diese Funktionen zu erhalten, müssen wir sie besser schützen und ihr mehr Raum geben.“
Der Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) berät die Bundesregierung seit über 50 Jahren in Fragen der Umweltpolitik. Die Zusammensetzung des Rates aus sieben Professorinnen und Professoren verschiedener Fachdisziplinen gewährleistet eine wissenschaftlich unabhängige und umfassende Begutachtung, sowohl aus naturwissenschaftlich-technischer als auch aus sozialwissenschaftlicher Perspektive.
Der Rat besteht derzeit aus folgenden Mitgliedern:
Prof. Dr. Claudia Hornberg (Vorsitzende), Universität Bielefeld
Prof. Dr. Claudia Kemfert (stellvertretende Vorsitzende), Leuphana Universität Lüneburg und Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung Berlin
Prof. Dr.-Ing. Christina Dornack, Technische Universität Dresden
Prof. Dr. Wolfgang Köck, Universität Leipzig und Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ
Prof. Dr. Wolfgang Lucht, Humboldt-Universität zu Berlin und Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung
Prof. Dr. Josef Settele, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ
Prof. Dr. Annette Elisabeth Töller, FernUniversität in Hagen
Autor © Sachverständigenrat für Umweltfragen. Grafik © vdW-Media.
- Womit sollten Menschen im Klima- und Umweltschutz beginnen? - 19. Oktober 2024
- Woran erkennt man Klimaleugner? - 18. Oktober 2024
- Woran erkennt man Fake-News? - 18. Oktober 2024