17. Juli 2025 zuletzt aktualisiert am 1. August 2025

Analyse zeigt: Hitzetote in Europa übersteigen Verkehrstote um mehr als das Doppelte

Eine aktuelle Analyse des Centre for Planetary Health Policy (CPHP) und KLUG – Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit e.V. macht deutlich: Hitze ist eine stille, aber tödliche Gesundheitsgefahr in Europa. Durch einen Vergleich mit der Zahl der Verkehrstoten wird deutlich, wie gravierend aber vergleichsweise unsichtbar die Zahl von Hitzetoten in Europa durch klimawandelbedingte Hitzewellen ist.
Unsichtbare Gefahr: Hitze fordert mehr Menschenleben als der Straßenverkehr

Im Jahr 2023 wurden in den 27 EU-Staaten rund 44.600 hitzebedingte Todesfälle registriert. Das sind 2,2-mal so viele wie die 20.400 Verkehrstoten im selben Zeitraum. In 16 von 27 EU-Ländern überstieg die Zahl der Hitzetoten bereits die der Verkehrstoten. In Ländern wie Griechenland, Spanien und Italien lag sie sogar vier- bis siebenmal höher. Besonders betroffen sind ältere Menschen (besonders ältere Frauen), Menschen mit chronischen Erkrankungen, sozial Benachteiligte und Stadtbewohner*innen.
Klimawandel verschärft die Gesundheitskrise

Die Zahl der Hitzetoten in der EU ist in den letzten 20 Jahren um 30 % gestiegen, während die Zahl der Verkehrstoten fast halbiert werden konnte. Die Prognosen zeigen: Ohne wirksame Klimaschutz- und Klimaanpassungsmaßnahmen könnten bis 2050 jährlich über 120.000 Menschen in Europa an den Folgen extremer Hitze sterben.

Jeder Verkehrstote ist einer zu viel und es gibt noch viel zu tun, um die Vision Zero zu erreichen. Unser Vergleich zeigt jedoch, dass dies auch für hitzebedingte Todesfälle gilt – und das ist nur die Spitze des Eisbergs der gesundheitlichen Schäden von Hitze. Jedes Zehntelgrad Erderhitzung trägt zu dieser Gesundheitsgefahr bei, sodass effektive Klimamaßnahmen nach wie vor dringend erforderlich und ein persönliches Gesundheitsanliegen für uns alle sind,

sagt Dorothea Baltruks, Leiterin des Centre for Planetary Health Policy.

Johanna Gary von der Diakonie Deutschland ergänzt:

In Hitzephasen tragen ältere Menschen, Menschen mit Vorerkrankungen, kleine Kinder und Schwangere große gesundheitliche Risiken. Aber auch Menschen mit geringen Einkommen, die in schlecht isolierten Wohnungen leben, oder wohnungslose Menschen, sind diesem Extremwetter stark ausgeliefert. Wir müssen als Gesellschaft mehr tun, um sie zu schützen und das Gesundheits- und Sozialwesen klimaresilient zu machen.

Jonas Gerke, Wissenschaftlicher Mitarbeiter bei KLUG erklärt:

Hitze ist die tödlichste Folge der Klimakrise in Europa – doch sie bleibt oft unsichtbar. Am Hitzeaktionstag haben wir gemeinsam mit über 100 Organisationen gezeigt: Es braucht verbindliche Schutzmaßnahmen, eine verlässliche Finanzierung durch Bund und Länder sowie Investitionen in hitzeresiliente Städte und Gebäude. Hitzeschutz ist eine Grundvoraussetzung für zukunftsfähige Städte, ein widerstandsfähiges Gesundheitssystem und echte soziale Gerechtigkeit.

Politische Neuausrichtung und konsequente Anpassungsstrategien

Anlässlich des Hitzeaktionstags hat ein Bündnis aus über 100 Organisationen zu Beginn des Sommers konsequente Hitzeschutzmaßnahmen gefordert:

  • Verbindlichen Hitzeschutz vor Ort und ausreichende Finanzierung durch Bund und Länder
  • Einbindung des Gesundheits-, Pflege- und Sozialwesen bei der Entwicklung und Umsetzung von Hitzeaktionsplänen
  • Berücksichtigung von Hitzeschutz bei Investitionen in Infrastruktur, bei Neubau, Instandhaltung und Sanierung von Gebäuden sowie dem Umbau von Städten
  • Frühzeitige und flächendeckende Warnungen und eine schnelle und flexible Anpassung der Versorgung in Krisen- und Katastrophensituationen
  • Maßnahmen gegen den Klimawandel als Ursache für mehr Hitzetote

Hintergrund

Hitze ist die tödlichste Folge des Klimawandels in Europa – und trifft die Gesellschaft ungleich. Während der Straßenverkehr streng reguliert und überwacht wird, fehlen bei Hitze koordinierte Warnketten und Schutzmaßnahmen, Ressourcen zur Umsetzung von Hitzeaktionsplänen, Vorkehrungen für Katastrophensituationen, und öffentliche Aufmerksamkeit. Die aktuellen Zahlen machen deutlich: Die Zeit für entschlossenes Handeln ist jetzt.

» Zur Analyse, PDF Download EN: „More deaths from heatwaves than traffic accidents in Europe. Why urgent climate and social action is needed“

Autor © KLUG Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit e.V.

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Von vdW-Media

Herausgeber vdW-Media Redaktion ~ Armin von der Werth Armin von der Werth, Jahrgang 1959, lebt in Berlin und arbeitet seit vielen Jahren als Journalist in unterschiedlichen redaktionellen Bereichen und als Betriebswirt. Die vdW-Media Redaktion steht für fundierte und gut verständliche Inhalte qualifizierter Fachautoren. Seit 2019 ist die Redaktion ein verlässlicher Partner in der Veröffentlichung ausgewählter Inhalte in den Bereichen Klima- und Umweltschutz. Gemeinsam mit dem vdW-Media Netzwerk aus Experten, bietet vdW eine zielgruppengerechte Textauswahl aus wissenschaftlichen Artikeln, Branchenberichten, Ratgeber-Texten und journalistischen Beiträgen. Anspruch ist es, den Leser zu informieren, zu inspirieren und ihm einen echten Mehrwert zu bieten. » Bücher über den Klimawandel » Klimadialoge in Berlin

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